Leseprobe


Regina Wall, Der Filmstar meiner Träume

 

 

Der Filmstar meiner Träume

 

Einzelband


Plötzlich sah ich ein Paar jeansblaue Augen, die mich direkt anblickten und überrascht zu lächeln begannen. Ich spürte, wie mein Herz zwei Schläge aussetzte. Na, das war aber ein Zufall. Alex war wieder von seiner Dienstreise zurück.

   Wir begrüßten uns herzlich und fingen an, nett zu plaudern. Ich hatte schon völlig vergessen, wie unverschämt gut er aussah und wie blau seine Augen waren – und welch aufgeregtes Kribbeln sein charmantes Lächeln ganz tief in meinem Bauch erzeugte!

   Er erzählte, dass er seit dem gestrigen Abend wieder zurück sei und nun ein paar Dinge in der Stadt erledigt habe. „Aber ich bin jetzt Gott sei Dank fertig damit. Das Wetter ist heute unerträglich. Nur der Gedanke daran, mich zu bewegen, bringt mich schon ins Schwitzen.“

   „Mir geht es genauso. Am liebsten würde ich mich zum Erfrischen in ein kühles Nass stürzen.“

    Alex sah aus, als hätte er eine Eingebung. „Wie wäre es denn stattdessen, ein kühles Nass hinunterzustürzen und dich innerlich zu erfrischen? Will heißen, hast du Lust, mit mir in einen Biergarten zu gehen?“

    „Gute Idee.“ Ich war begeistert. „Das ist zwar nicht ganz so erfrischend wie Freibad, aber immer noch besser als in der muffigen Hitze der S-Bahn nach Hause zu fahren.“

   Nachdem wir uns in einem nahe gelegenen Biergarten unter großen Bäumen niedergelassen hatten, bestellten wir etwas zum Trinken und eine Kleinigkeit zu essen.

    „Und, wie hat dir Hamburg gefallen?“

    „Toll. Ich hatte zwar wirklich mehr als genug zu tun, habe mir aber zwischendurch Zeit genommen, durch die Innenstadt und am Hafen entlang zu bummeln. An einem Abend war ich sogar im Musical DER KÖNIG DER LÖWEN. Da hatte ich Glück, noch eine Karte zu bekommen. Doch ich bin auch froh, wieder zu Hause zu sein.“ Ein aufgekratztes Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er mich anblickte. „Knapp drei Wochen Dienstreise reichen für die nächste Zeit.“

    [...]

    „Und jetzt noch etwas, was mich seit drei Wochen beschäftigt.“ Ich beugte mich leicht zu Alex vor und blickte ihm tief in diese faszinierenden Augen, die so attraktiv von schwarzen Wimpern umrandet waren. „Waren die richtig geratenen Filmzitate bei Vanessas Abendessen Zufallstreffer oder kennst du dich wirklich aus?“

    „Das hat dich tatsächlich drei Wochen lang beschäftigt? Interessant …“

    Ich versuchte, lässig abzuwinken und Alex' intensivem Blick standzuhalten.

    „Die Antwort ist ganz simpel: Ich kann hören, was Frauen denken.(50) Ich habe dich schlichtweg ausgetrickst.“ Er begann zu grinsen. „Nein, ich mache nur Witze. Wirklich gut kenne ich mich nicht aus. Aber manche Formulierungen bleiben einfach bei mir hängen – wenigstens sinngemäß, wenn mir der Film gefallen hat.“

    „Welche zum Beispiel?“, fragte ich neugierig.

    Alex begann nach kurzem Überlegen mit unterdrückt panischer Stimme zu rufen: „Bitte erschießt mich nicht, ich bin Halbitaliener!(51)“

    Ich lachte. „Mr. Simon in IS' WAS, DOC. Das ist auch einer meiner Lieblingsfilme.“

    „Und das?“ Er ahmte einen arroganten Tonfall nach: „Wir streichen ab sofort einen Stern von Chez Auguste. Ich habe nach dem Dinner gestern dort mehr Gas erzeugt als die ganze Sowjetunion in einem Monat.(52)“

    „Oh, der ist klasse. Das war Robert Morley in DIE SCHLEMMERORGIE.“

    „Du bist wirklich gut“, strahlte Alex mich an und vergaß völlig, von seinem Flammkuchen zu essen. „Und jetzt teste mich. Aber sei gnädig und frage was Leichtes.“ Er schaute mich erwartungsvoll an.

    Ich überlegte kurz, nahm eine gerade Haltung an und blickte überheblich nach unten. „Chleudert den Purchen zu Poden.(53)“

    Er begann zu lachen. „Ganz klar. DAS LEBEN DES BRIAN, was sonst … Aber jetzt fällt mir eben noch ein Zitat aus einem ziemlich unbekannten Film ein, den ich erst letzte Woche zufällig im Fern­sehen gesehen habe. Ich fand den Spruch so klasse, weil er kurz und prägnant den Charakter der Filmfigur beschreibt.“ Er machte eine siegesgewisse Miene. „Ich bin mir sicher, dass du das nie im Leben rätst.“

    Nun war ich mal gespannt.

    „Ich gebe zu, in der Vergangenheit war ich gegen die Schwäche nicht ganz gefeit. Ich hab' alles gefickt, was 'nen Pulsschlag und zwei Beine hatte.(54)“

    Ich gluckste kurz auf vor Lachen. Dann drehte ich die Augen nach oben und überlegte. Aber es wollte mir kein Film einfallen, der zu diesem Ausspruch passte.

    „Du weißt es nicht?“

    Ich schüttelte bedauernd den Kopf.

    Alex verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinsen. „Der Film heißt LOVER ODER LOSER.“

    „Nein, den kenne ich wirklich nicht. Wenn wir aber schon beim Thema Sex sind …“ U-oh, wie doppeldeutig war das denn? Alex schürzte süffisant seine sinnlichen Lippen, was ihn ziemlich un­widerstehlich aussehen ließ und die Atmosphäre zwischen uns elektrisch auflud. „Da hätte ich noch ein aller-allerletztes Filmrätsel. In welchem Film sagt ein Mann zu einem anderen: Ich schenk' dir eine von diesen Blas-mich-auf-blas-mir-einen-bums-mich-Puppen.(55)“

    „Das hört sich aber nach einem begehrenswerten Geschenk an.“ Er hatte sichtlich gute Laune bei diesem Thema, denn seine dunkelblauen Augen blitzen nur so vor Vergnügen.

    „Wieso, Alex? Hast du es so nötig?!“, konnte ich mir nicht verkneifen zu erwidern und spürte, wie sein Blick hitziger wurde und mein Inneres zum Brodeln brachte.

    Er enthielt sich jedoch breit grinsend einer Antwort und meinte nur bedauernd: „Mir fällt gerade kein Film ein, der dazu passt.“

    „Willst du die Lösung wissen?“

    „Klar.“

    „Das war in EINSAM, ZWEISAM, DREISAM. Kennst du die Liebeskomödie?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein?! Die würdest du sicher mögen. Sie ist wie eine Sommerbrise: luftig, leicht und sehr erotisch.“ Dabei blickte ich ihm lächelnd in seine tiefblauen Augen und fragte mich, was ich hier eigentlich tat.

    Ich flirtete heftig mit Alex – und es schien ihm zu gefallen.

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(50) Mel Gibson: Ich kann hören, was Frauen denken. / WAS FRAUEN WOLLEN

(51) Kenneth Mars: Bitte erschießt mich nicht, ich bin Halbitaliener! / IS' WAS, DOC

(52) Robert Morley: Wir streichen ab sofort einen Stern von Chez Auguste. Ich habe nach dem Dinner gestern dort mehr Gas erzeugt als die ganze Sowjetunion in einem Monat. / DIE SCHLEMMERORGIE

(53) Michael Palin: Chleudert den Purchen zu Poden. / DAS LEBEN DES BRIAN

(54) Dougray Scott: Ich gebe zu, in der Vergangenheit war ich gegen die Schwäche nicht ganz gefeit. Ich hab' alles gefickt, was 'nen Pulsschlag und zwei Beine hatte. Aber jetzt nicht mehr. / LOVER ODER LOSER

(55) Stephen Baldwin: Ich schenk' dir eine von diesen Blas-mich-auf-blas-mir-einen-bums-mich-Puppen. / EINSAM, ZWEISAM, DREISAM


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