Leseprobe


Regina Wall, Auf die Plätze, Kuss – und Tor!

 

 

Auf die Plätze, Kuss – und Tor!

 

Die Pitbulls – heiß auf Eis!

Band 1

 


   Ben griff zum Handy und merkte erst dann, dass auf der Mailbox eine Nachricht auf ihn wartete.

   Er gab es ganz offen und ehrlich zu. Er hoffte auf eine bestimmte Person, die ihn fröhlich lachend begrüßen würde. Und tatsächlich vernahm er Fionas warme Stimme, die seinen dunklen, grauen Winterabend erhellte. Sie habe vor, heute Abend seit Langem mal wieder Cannelloni zu backen – und er wisse, davon könne sie keine kleine Portion machen. Ob er nicht Lust hätte, zum Abendessen vorbeizukommen? Um sieben? Dann könnten sie zu dritt essen und Emmy noch rechtzeitig ins Bett bringen. Wie auf Kommando krähte Emma bei der Nennung ihres Namens freudig auf, was Fiona zum Lachen brachte – und Ben postwendend ein wohliges Prickeln über den Rücken jagte.

   Als er auf seine Armbanduhr schaute, fluchte er. Schon nach halb acht. Er ließ alles stehen und liegen und machte sich schleunigst zu Fuß durch den leichten Nieselregen auf den Weg zu Fiona. Keine fünf Minuten später klingelte er etwas außer Atem an ihrer Haustür – und sein Herz, der hinterhältige Verräter, zog sich vor sehnsüchtiger Erwartung nach ihr zusammen. Er musste sich beruhigen, Herrgott noch mal. Das war einfach ein Abendessen unter Freunden. Fiona war nur eine Freundin – eine enge zwar – aber wirklich nur eine Freundin.

   Ja klar, das kannst du deiner Großmutter erzählen.

   Er war für sie auch nur ein Freund, versuchte er, sich zu überzeugen. Der beste Freund ihres Mannes und der Patenonkel ihrer Tochter. Doch selbst nach fünfmaliger Benutzung des Wortes Freund hatte die unsinnige Hoffnung sein Herz immer noch fest im Griff.

   Während der ersten beiden Wochen hier zu Hause hatte er jeden Abend dem Drang widerstehen müssen, an ihrer Tür zu klingeln, nur um sich davon zu überzeugen, dass sie tatsächlich in Fleisch und Blut vor ihm stand – und eben nicht bloß auf dem Computerbildschirm zu sehen war. Andererseits war es die Hölle für ihn, sie wirklich und wahrhaftig vor sich zu sehen, sie aber nicht so berühren zu dürfen, wie es sein sehnlichster Wunsch war.

   Und das Schlimmste war, dass sie vermutlich dachte, er würde sie lieben wie eine Schwester. Es war doch echt zum Heulen!

   Trotz all seiner geheimsten Fantasien war ihm nämlich eines klar: Sie würde ihn nie mit einem solchen Blick ansehen, den sie nur für Julian reserviert hatte – mit bedingungsloser Liebe und flammender Leidenschaft in den dunklen, glühenden Augen, wenn sie meinte, es würde niemand bemerken. Ein Blick, der Bens Leben in seinen Grundfesten erzittern lassen würde.

   Und deshalb würde er sich, in Gottes Namen, zusammenreißen wie ein erwachsener Mann, der er war.

   Aber als Fiona dann strahlend wie die aufgehende Sonne die Tür öffnete und meinte, sie habe ihn schon durch das Küchenfenster kommen sehen, waren bei ihrem Anblick all seine guten Vorsätze wie weggewischt. Ihr langes glattes Haar fiel ihr dunkel über den weinroten Strickpulli, den sie zu blauen Jeans trug, und ihre vergnügt funkelnden Augen glichen zwei Töpfen schwarzer Tinte. Ihre Wangen waren leicht gerötet, als habe sie zu nah am Kaminfeuer gesessen, und ihre vollen ungeschminkten Lippen entblößten ein strahlendes Lächeln, das nur ihm galt und seine Sinne bezauberte. Sie sah zum Anbeißen aus.

   Bens Herz geriet ins Stolpern.

   Fiona breitete ihre Arme aus und zog ihn zur Begrüßung an sich, wobei er ihr wie gewohnt einen flüchtigen Kuss auf die Wange hauchte, der in ihm alle Saiten zum Schwingen brachte. Mann, er musste wirklich etwas an seiner Einstellung ändern! Aber es war verdammt schwer, wenn sie so perfekt in seine Arme passte und er sich ihrer unbewusst wie einen fehlenden Teil seiner Selbst bemächtigte. Er wusste, diese Umarmung bei jeder Begrüßung war eine masochistische Angewohnheit seinerseits, doch er brauchte diese homöopathisch dosierten Zärtlichkeiten wie die Luft zum Atmen.


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– Diplomarbeit –