Man sollte doch meinen, es sei leicht, einen kurzen Text zu schreiben, der einem potenziellen Leser den Inhalt eines Romans vermittelt und ihn bestenfalls neugierig macht. Ich selbst als überzeugte Leseratte hatte in meinem Leben bereits tausende Klappentexte gelesen. Dann sollte es mir doch leichtfallen, dachte ich 2012, als ich bei den Vorbereitungen für meine erste Veröffentlichung von Elementarteilchen küssen besser war. Ich merkte jedoch schnell, dass ich mich gründlich irrte. ;-)
Die ersten Versuche, die Geschichte von Linda und Philipp meinen zukünftigen Lesern schmackhaft zu machen, waren wirklich erbärmlich und ähnelten eher einer nüchternen Inhaltsangabe. Ich merkte schnell, dass ein Klappentext bestimmten Regeln unterlag. Nur welchen genau? Ich musste mir bewusst machen, welche Informationen über die Charaktere und die Geschichte wichtig waren, um sie dem potenziellen Leser ansprechend zu präsentieren – und welche nicht. Und was genau hieß ansprechend?
Ich begann, viele meiner Lieblingsbücher aus meinem großen Bücherregal zu nehmen und die Klappentexte bewusst durchzulesen. Ich merkte, dass die Vorgeschichte der Charaktere nicht immer so wichtig war, wie ich zuerst dachte. Lust aufs Lesen machte oft ein zentraler Konflikt, mit dem sich die Hauptdarsteller zu Beginn oder während des Romans herumschlagen müssen, oder die erste Begegnung der Protagonisten, die völlig in die Hose geht und amüsante Folgen hat. ;-)
Auf meinen Roman übertragen hieß das, dass nicht die Tatsache wichtig war, dass Linda zu ihrem 30. Geburtstag eine Kreuzfahrt mit ihren besten und einzigen Freundinnen unternimmt, sondern die vertauschten Koffer zu Beginn der Reise. Dadurch kann sie als Mauerblümchen einen Blick in Philipps Trolley werfen und das pikante Zubehör entdecken, das ein völlig falsches Bild von diesem Mann vermittelt. Dann ist da natürlich noch seine eifersüchtige Kollegin Desirée, die mit ihrem intriganten Spiel ein bisschen Feuer in die Geschichte bringt.
Als ich mir diese Zusammenhänge klargemacht hatte, hatte ich einen deutlich leichteren Einstieg, um meinen ersten Klappentext zu schreiben. Dennoch dauerte es eine ganze Weile, bis ich mit diesen wenigen Sätzen zufrieden war. Ich merkte nämlich, wie wichtig aussagekräftige Adjektive, Substantive und Satzanfänge waren, um die Geschichte meines Romans interessant in Szene zu setzen.
Bei meinen beiden darauffolgenden Romanen Auf die Plätze, Kuss – und Tor! und Sommersprossen zum Dessert fiel mir die erste Rohfassung des Klappentexts relativ leicht. Dennoch saß ich jedesmal ewig dran, bis der Klappentext für mich wirklich „rund“ und ansprechend war. Denn ich merkte, wie wichtig der Spruch ist: So kurz wie möglich und so ausführlich wie nötig.
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